Im Gespräch
„Wir alle haben Spaß daran, Dinge anzupacken.“
Horand Krull, Jens Ungerer,
Thomas Pohlmeyer, Ingo Bittner (v. l. n. r.)
Treffen der Generationen hoch über dem Münchner Werksviertel: Das aktuelle „Führungstandem“ Thomas Pohlmeyer und Jens Ungerer im Gespräch mit dem „Gründertandem“ Ingo Bittner und Horand Krull über Werte und Firmenkultur, den Generationswechsel, Meilensteine der Firmengeschichte und die Transformation von Bittner+Krull zum Plattformanbieter.
Was hat euch motiviert zu Bittner+Krull zu kommen?
Jens Ungerer
Natürlich kannte ich Bittner+Krull als renommiertes Systemhaus für die Branche. Persönlich kennengelernt habe ich Ingo Bittner und Horand Krull bei einer Podiumsdiskussion auf dem Argos.Forum. In unseren vielen Gesprächen nach dem ersten Treffen hat mir vor allem imponiert, dass es nicht nur um das Fachliche ging, sondern um den Menschen dahinter. Um Ansichten und Werte. Das hat mich neugierig gemacht. Wie tickt eine solche Company? Wie hat es das Gründertandem geschafft, so lange erfolgreich im Markt zu sein? Das fand ich spannend. Und so habe ich 2017 das Trikot gewechselt und bei Bittner+Krull angefangen.
Thomas Pohlmeyer
Jens und ich kennen uns schon viele Jahre von unserer gemeinsamen Arbeit in der Beratung. Auf seinem Weg zu Bittner+Krull haben Jens und ich viele Gespräche geführt. Ist es der richtige Weg für ihn? Und dann kam für mich die Frage: Komme ich dazu? Will ich mich auf ein Führungstandem einlassen? Das war ja bisher schon das Erfolgsmodell von Bittner+Krull. Und ich hatte das Vertrauen zu Jens und in Bittner+Krull, dass wir das gemeinsam hinbekommen. Die Werte des Unternehmens so zu transferieren, dass sie auch in der Zukunft tragen. Das finde ich eine spannende Aufgabe.
Was sind die Werte, der Spirit des Unternehmens?
Horand Krull
Als ich Angestellter war, hatte ich Chefs und Kollegen, die ausgesprochen freundlich waren. In der eigenen Firma habe ich genauso weitergemacht und nicht viel über Philosophie geredet.
Ingo Bittner
Ich glaube, man muss Dinge einfach tun und leben. Wenn man sich wie wir nahe steht, wird auch die Firmenkultur weitergetragen. Mein Loslassen liegt bei 100%. Alles entwickelt sich auch ohne mein Zutun.
Jens Ungerer
Wir haben ein Spielfeld, das wir frei lenken können. Es ist nicht selbstverständlich, dass Gründer eines erfolgreichen Unternehmens den Staffelstab so gut übergeben. Es gehört viel dazu, loszulassen.
Thomas Pohlmeyer
„Wir wollen unsere Historie in die Zukunft bringen. Dabei bleiben Werte wie ein vertrauensvoller und transparenter Umgang miteinander wichtig. Und wir haben Spaß daran, Dinge anzupacken. Das spüren auch die Mitarbeiter.“
Ist Vertrauen auch Basis für die Kundenbeziehung?
Thomas Pohlmeyer
Softwarelösungen zu verkaufen hat viel mit Vertrauen zu tun. Traut uns der Kunde zu, dass wir die Lösung bereitstellen, die er sich vorstellt? Diese Frage steckt in jeder Ausschreibung, in jeder Diskussion mit Bestandskunden über Erweiterungen. Gibt es kein Vertrauen, wird die Lösung nicht funktionieren. Umgekehrt muss das Vertrauen aber auch erarbeitet werden mit Lösungen, die zuverlässig sind.
Ingo Bittner
Uns wurde in all den Jahren viel Vertrauen entgegengebracht. Als Firma verspricht man ja immer etwas, wenn man einen Auftrag annimmt. Uns ist es in weiten Teilen gelungen, das Versprechen zu halten. Nicht umsonst haben wir Kunden, die seit über 30 Jahren bei uns sind.
Wie schafft man ein kreatives Umfeld für die Mitarbeiter?
Jens Ungerer
„Wir fördern eigenverantwortliches Arbeiten, Wertschätzung und eine offene Feedback-Kultur. Spannende Aufgaben mit hohem Freiheitsgrad in einer dynamischen Branche. Den damit verbundenen Vertrauensvorschuss geben uns die Kollegen auch zurück.“
Ingo Bittner
Unsere Mitarbeiter hatten von Anfang an einen hohen Freiheitsgrad. Ich habe immer wieder das Feedback bekommen, dass es toll ist, in Eigenverantwortung zu arbeiten. Nicht ständig kontrolliert zu werden. Allerdings ist es auch eine große Herausforderung, die Menschen zu finden, die zu einem passen. Ich würde sagen, das ist uns in großen Teilen gelungen.
Horand Krull
Mitarbeiter engagieren sich mehr, wenn sie diese Freiheit haben. Sie probieren Dinge aus, auf die ich gar nicht gekommen wäre. Dieses Potenzial ist unendlich groß, wenn sich dadurch Mitarbeiter weiterentwickeln und tolle Ideen einbringen. Das ist für mich aufgegangen.
Welche Meilensteine und Wendepunkte gab es?
Ingo Bittner
Nachdem wir die erste Argos Generation entwickelt hatten, zeichnete sich ab, dass wir mit unserer Art Software zu entwickeln an Grenzen stoßen. Wir haben dann eine Softwareentwicklungsgesellschaft gegründet und Hochschulprofessoren integriert. Sie brachten uns einen neuen Stil der Softwareentwicklung und neue Mitarbeiter. Unter diesen neuen Vorzeichen haben wir die nächste Argos Generation von Grund auf neu entwickelt und damit im Jahr 2000 ein Projekt gewonnen, in dem wir über 3000 Mitarbeiter mit mobilen Lösungen ausgestattet haben.
Jens Ungerer
Seit wir im Unternehmen sind, gab es bereits einige Meilensteine – nicht zuletzt, weil sich die Branche immer schneller verändert. Der erste war sicherlich, dass wir einen großen Netzbetreiber in Österreich als Kunden gewinnen konnten. Da haben wir gemerkt, dass wir mit unseren neuen Ideen erfolgreich sein können. Zeitgleich haben wir ganz neue Produkte entwickelt, wie das Netzkundenportal und ein Tool für die Projektierung. Beides eigenfinanzierte Produkte, wie es bei uns Tradition ist.
Thomas Pohlmeyer
Ein Meilenstein war für mich, dass wir am Anfang unseres gemeinsamen Weges die Mitarbeiter an Bord halten konnten. Es ist kein Selbstläufer, bei einem Generationswechsel die Kontinuität zu wahren und die Sicherheit zu vermitteln, dass der neue Weg erfolgreich ist. Ein anderer Meilenstein hat viel mit dem Erfolg bei Kunden zu tun. Sie davon zu überzeugen, dass wir der richtige Partner sind und die richtige Software für ihr Unternehmen haben, die ihnen Mehrwert bringt. Beides ist uns gelungen.
Wie bekommt man bei diesen vielen Herausforderungen
den Kopf frei?
Jens Ungerer
Arbeiten bei Bittner+Krull ist nicht etwas, von dem ich Abstand brauche. Es geht eher darum, auch einmal etwas anderes zu machen, um neue Ideen zu bekommen. Diesen Ausgleich finde ich mit der Familie im Gebirge beim Snowboarden, Mountainbiken und Bergwandern.
Thomas Pohlmeyer
Den Kopf frei bekomme ich durch meine Familie und gemeinsame Aktivitäten. Auch bei uns spielen die nahe liegenden Berge und Seen, insbesondere in Österreich, eine besondere Rolle. Eine weitere Leidenschaft von mir ist das Kochen für meine Frau, meine Töchter oder Freunde.
Wie sieht die Zukunft von Bittner+Krull aus?
Ingo Bittner
Ich wünsche mir, dass Bittner+Krull ein robustes Unternehmen ist. Es soll im Markt eine wichtige Rolle spielen und dabei auch Verantwortung übernehmen. Aktuell arbeiten bei uns über 90 Mitarbeiter, viele mit Familie. Wir tun etwas für die Lebensbasis dieser Menschen. Mit den Erträgen unseres Unternehmens eröffnen wir ihnen Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten.
Thomas Pohlmeyer
Zu einem robusten, zukunftsfähigen Unternehmen gehören unterschiedliche Produkte, die sich gegenseitig ergänzen. Deshalb bauen wir ein Plattform Ökosystem, an das wir regelmäßig neue Produkte und Services anbinden. Und wenn das mit dem gleichen Spaß, wie das aktuell der Fall ist, auch weiterhin funktioniert, dann mache ich mir keine Sorgen um die Zukunft.
Jens Ungerer
Die letzten Jahre haben ja schon gezeigt, dass wir beide nicht für Verwalten, sondern für Wachstum stehen. Die Energiewirtschaft hat mit der Energiewende und gleichzeitigem Fachkräftemangel Herausforderungen wie keine andere Branche. Für uns kommt es darauf an, in diesem Umfeld die richtigen Themen zu finden. Neben dem unternehmerischen Erfolg sind gerade die Herausforderungen der Energiewende ein persönlicher Treiber.